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LSS praktisch - Stressarmes Herdenmanagement

Positiver und negativer Stress

Negativen Stress kennen wir alle: Er macht uns krank und den Tieren geht es genauso. Positiver Stress dagegen fordert uns heraus und motiviert uns. Wenn wir etwas geschafft haben, fühlen wir uns gut. Rindern geht es ähnlich. Stellen sie Ihren Rindern Aufgaben, die diese lösen können. Solch positiver Stress fördert ihre Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistung.

Ein Wort zum Locken von Tieren

Viele Betriebe locken ihre Tiere mit Futter oder haben Sie auf etwas anderes konditioniert: den Traktor oder Geländewagen. Locken ist eine sehr gute und effiziente Methode, um Tiere von A nach B zu bringen - unter bestimmten Umständen! Denn machen wir uns nichts vor, wir können die Tiere zwar in eine andere Weide locken, aber nicht in den Korral oder irgendwo hin, wo sie nicht hin wollen. Deshalb rate ich, die Tiere treiben zu können. Treiben verleiht einem mehr Kontrolle über die Tiere als Locken und es ist weniger stressig für die Tiere.

Warum ist locken stressig für die Tiere? Sie laufen doch freiwillig hinterher! Machen wir uns nichts vor: Locken arbeitet letztendlich mit der Gier der Tiere. Und wo Gier ist, ist der Neid nicht weit. Haben die Tiere häufig genug die Erfahrung gemacht, daß sie dem Traktor von einer kahlgefressenen auf eine frische Weide folgen können, werden sie bereitwillig folgen, denn Fressen ist immer ein guter Motivator. Folgen sie deshalb in den Korral? Nein, denn die Motivation "Fressen" rangiert weit unter dem Wunsch nach Sicherheit.

Ein anderer Aspekt ist, daß die Gier die Tiere sehr unruhig werden läßt: Sie befürchten zu kurz zu kommen, weshalb sie in die neue Weide rennen. Dabei werden leicht die Kälber von den Müttern getrennt, das Tor kann beschädigt werden und und und. Mit dem Locken auf eine neue Weide entsteht negativer Stress. Stelle ich den Tieren die Aufgabe, auf die neue Weide zu gehen, können sie die selbst lösen: Das ist eine Herausforderung, die mit positivem Stress verbunden ist.

 

Wann kann ich mit Low-Stress-Stockmanship beginnen?

Low-Stress-Stockmanship kann man jederzeit beginnen. Es läßt sich in alle Alltagsarbeiten integrieren. Um es neu in den eigenen Betrieb einzuführen, sollten Sie einen Zeitenraum wählen, in dem Sie Zeit haben, z.B. im Winter. Wenn Sie unter Zeitdruck stehen, werden die Tiere Ihnen diesen Druck spiegeln. Verfahren sie nach der alten Erfahrung: Die schnellste Art mit Tieren zu arbeiten ist, es langsam zu tun. (Mit neuen Maschinen ist es übrigens auch so: Sie brauchen Zeit, um sich mit ihnen vertraut zu machen und können dann ihre Leistung voll ausspielen.)

Das Motto von Low-Stress-Stockmanship ist: Lass zu, daß die guten Dinge geschehen.

Das heißt: Nicht Sie machen, das die Tiere etwas tun, sondern Sie lassen die Tiere die Dinge tun. Das macht einen gewaltigen Unterschied!

Um Mißverständissen von vornherein vorzubeugen: Wenn ich vom Treiben der Tiere schreibe, meine ich nicht sie zu "jagen". Die Tiere werden im Schritt getrieben. Treiben geschieht in Ruhe und hat eine positive Bedeutung.

Die fünf Regeln zum stressarmen und sicheren Umgang mit Rindern

  • Tiere wollen sehen, wer oder was sie treibt.
  • Tiere wollen dorthin gehen, wohin sie schauen.
  • Bewegung erzeugt Bewegung / Tiere wollen Tieren folgen.
  • Tiere konzentrieren sich nur auf eine Sache.
  • Tiere haben wenig Geduld.

Neben diesen positiven Regeln zum Umgang mit den Tieren, gibt es noch ein paar Sachen, die man lassen sollte.

Was man nicht tun sollte...

bzw. nur dann, wenn man die Tiere stressen möchte. Sie führen sicher zu Erfolg!

  • Lärm in jeglicher Form: Rufen, Pfeifen, Klappern etc.
  • Schnelle und hektische Bewegungen, z.B. mit den Armen wedeln.
  • Tiere schlagen, schieben, schubsen, ziehen, ...
  • den Tieren den Weg verstellen.